Diese Faktoren beeinflussen Licht und Wärme am Rebberg
Wie viel Wärme oder Licht im Rebberg herrscht, entscheiden hauptsächlich vier Kriterien: In welchen Breitengraden der Rebberg liegt, die Nähe zum Meer, die Höhenlage sowie die Topografie des Gebietes.
Breitengrad
Trifft die Sonne rechtwinklig am Äquator auf, verteilt sich dieselbe Menge an Energie auf ein sehr viel kleineres Gebiet, als wenn sie im spitzen Winkel scheint. Optimale, gemässigte Bedingungen findet die Rebe zwischen dem 30. und dem 50. Breitengrad. Und zwar sowohl auf der Nord- als auch auf der Südhalbkugel.
Meeresnähe
Grundsätzlich mildern Ozeane und grosse Seen das Klima ab. Im Sommer wird es weniger heiss und im Winter weniger kalt. Dennoch müssen wir unterscheiden, ob das Meer warm oder kalt ist. Während der Atlantische Ozean in Bordeaux das Gebiet aufwärmt, bringt er in Südafrika die für den Rebbau notwendige Kühle.
Meeresnähe geht meist auch mit Nebel, Niederschlag und Wind einher. Drei Faktoren, die für Abkühlung sorgen. Deshalb gelten die folgenden Gebiete in Meeresnähe als ideal für Premium-Weissweine: Sonoma, Carneros und Santa Barbara in Kalifornien, Casablanca in Chile, das Yarra Valley in Australien oder die Walker Bay in Südafrika.
Höhenlage
In warmen Gebieten, in denen keine kühlen Gewässer in der Nähe sind, kann der Winzer auch in höhere Lagen ausweichen. Im Durchschnitt nimmt die Temperatur nämlich pro 100 Höhenmeter um rund 0.6 Grad Celsius ab. Die Temperaturen in den höchsten Rebbergen des Cafajate Valleys in Argentinien sind demnach rund 15 Grad kühler als diejenigen in den tiefen Lagen Mendozas.
Laut dem Guinessbuch der Rekorde liegt der höchste Rebberg der Welt aktuell auf 3563.31 m ü. M. in Cai Na Xiang in Tibet.
(Bild: Decanter China)
Die höchsten Rebberge in der argentinischen Stadt Salta finden wir fast auf gleicher Höhe. Aber auch in vielen anderen Ländern sorgt jeder Höhenmeter für willkommene Abkühlung. In den Adelaide Hills in Südaustralien zum Beispiel (400 bis 600 m ü. M.) oder auch am Ätna in Sizilien (500 bis 1100 m ü. M.).
Topografie
Mit der richtigen Wahl der Lage kann der Winzer den Herausforderungen des Klimas gut entgegentreten.
In Gebieten nahe dem 50. Breitengrad liegen die Rebberge meist an Steilhängen, die der Sonne zugewandt sind. Das Licht trifft damit beinahe rechtwinklig auf und die Rebe erhält bis zu 40 Prozent mehr Energie als in Flachlagen.

Steillagen sind zwar sehr arbeitsintensiv, aber sie haben zwei weitere Vorteile für den Winzer: Die Rebe ist weitgehend vor Frost geschützt, da die eisige Luft ins Tal strömt und sich dort in Kälteseen sammelt. Bei starken Regenfällen fliesst das Wasser besser ab: Das verhindert, dass sich die Trauben vor der Ernte aufblähen und verwässerte Weine entstehen.
Schutzgebirge wie die Vogesen im Elsass, das Kantabrische Gebirge nördlich von Rioja oder das Taunusgebirge im Rheingau halten feuchte Wolken und Winde ab und sorgen für sonnige, warme Vegetationsperioden.

Die Topografie spielt aber nicht nur in kühlen Gebieten eine Rolle. In heissen Regionen wie Stellenbosch werden Reben bewusst an Südhängen (der Sonne abgewandt!) gepflanzt. Das Weingut Babylonstoren in Südafrika hat den neuen Pinot-Noir-Rebberg nicht nur auf beinahe 700 Höhenmetern, sondern auch im Schatten des Simonsberg angelegt.