Was genau ist der Körper eines Weins?

Weinkenner diskutieren oft über leichte und schwere Weine. Aber was bedeutet der Begriff und was hat der «Körper» eines Weins damit zu tun? Wir klären auf.

Bevor man sich damit beschäftigt, was genau ein Körper ist und was einen Wein leicht oder schwer wirken lässt, lohnt es sich, einen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen.

Das sind die Inhaltsstoffe von Wein

Wein besteht zu etwa 85 Prozent aus Wasser und zu etwa 13 Prozent aus Alkohol. Das sind die verdampfbaren Anteile. Nicht verdampfbar ist das so genannte Trockenextrakt. Rund 20 bis 30 Gramm pro Liter bleiben zurück, wenn man einen Liter Wein komplett einkocht. Dazu gehören zum Beispiel Restzucker, Säure, Tannine oder auch Minerale. Nur diese zwei bis drei Prozent aller Inhaltsstoffe machen praktisch den ganzen Unterschied zwischen den verschiedenen Weinen aus.

So setzt sich das Extrakt im Wein zusammen

Die Grafik gibt Aufschluss darüber, wie sich das Trockenextrakt in etwa zusammensetzt:

So viel Alkohol ist im Wein

Neben Ethylalkohol enthält Wein bis zu 25 Gramm pro Liter Glycerin und Spuren weiterer Alkohole und gar Methylalkohol. Am Etikett wird die Summe aller Alkohole in Volumenprozent angegeben.

Diese Säuren sind in Weinen enthalten

Jeder Wein enthält Weinsäure und – je nachdem ob der BSA vollzogen wurde – Apfel- oder Milchsäure sowie – unter anderem – Zitronensäure, Essigsäure, Bernsteinsäure und auch flüchtige Säuren. Weissweine haben einen höheren Säuregehalt (4-9 g/l) als Rotweine (4-6 g/l).

Daraus besteht Restzucker

Der Restzucker besteht aus Fructose und Glucose. Trockene Weine können fast zuckerfrei sein. Am anderen Ende der Skala befinden sich Süssweine, die auch mal über 250 g/l Zucker enthalten können.

​Das gehört zu den Phenolen

Polyphenole sind sowohl im Weisswein (bis 0,4 g/l) als auch im Rotwein enthalten (1,0-2,5 g/l). Zu den Phenolen gehören vor allem Tannine und Farbstoffe. Damit ist klar, weshalb ihr Gehalt in Rotweinen ungleich höher ist.

Diese Mineralien sind im Wein enthalten

Wein enthält 1-3 g/l Mineralien wie Kalium. Hauptsächlich Kalium und Natrium, aber auch Magnesium, Kalzium oder Kupfer. Daneben finden wir Stickstoffe, Eiweisse, Aminosäuren und sogar bis 0.2 g/l Vitamine (A, B1, B2, C und D).

So beeinflusst der Körper des Weins das Mundgefühl

Den Körper eines Weins spüren wir mit dem Tastsinn am Gaumen. Das Mundgefühl oder die Textur eines Weins entsteht durch das Zusammenspiel verschiedener Komponenten. Den Körper korrekt zu beurteilen erfordert etwas Übung. Hier bewerten wir nämlich nicht einfach einen Inhaltsstoff (wie zum Beispiel die Säure), sondern einen Gesamteindruck, den eine Vielzahl von Komponenten hinterlassen.

Einige Inhaltsstoffe, wie Wasser und Säuren, lassen den Wein leichter erscheinen, während Alkohol, Glycerin und reife Tannine für ein volles Mundgefühl sorgen.

​Beurteilung des Körpers trainieren

Bei gewissen Weinen lässt sich der Körper einfach feststellen, da die Komponenten klar für einen leichten oder einen vollen Wein sprechen. Bei manchen Weinen ist die Beurteilung schwieriger, da die Inhaltsstoffe, die den Körper ausmachen, widersprüchliche Empfindungen auslösen.

Weine, deren Körper Sie einfach beurteilen können:

Leicht: Viñho Verde: niedriger Alkohol (10 % vol.) und hohe Säure.

Voll: Amarone: hoher Alkohol (15+ % vol.), oft Restzucker und viel reifer Gerbstoff.

Weine, deren Körper schwierig zu beurteilen ist:

Leicht: Mosel Riesling Kabinett: Wenig Alkohol (8 % vol.) und hohe Säure, aber auch viel Restzucker.

Voll: Barolo: recht viel Alkohol (14 % vol.) und viel Extrakt, aber viel raues Tannin und eine hohe Säure.

Häufige Fragen zum Körper des Weins

Was bedeutet körperreicher Wein?

Für einen körperreichen Wein ist das Zusammenspiel verschiedener Schlüsselkomponenten entscheidend: Alkohol und/oder Zucker lassen den Wein am Gaumen vollmundig und opulent erscheinen. Als ‘Gegenpol’ agiert die Säure: Sie kann je nach Ausprägung Alkohol und Zucker bis zu einem gewissen Grad ausbalancieren, so dass der Wein weniger schwer wirkt. Ist die Säure also im Verhältnis zu einem hohen Zucker- / Alkoholgehalt eher dezent, sprechen wir von körperreichem Wein.

Tannine können beim Rotwein in dieser Gleichung übrigens das Zünglein an der Waage sein. Weiches Tannin trägt zur Vollmundigkeit bei und stärkt damit den Körper. Kantiges Tannin hingegen lässt den Wein leichter wirken.

Wie beeinflusst der Alkoholgehalt den Körper eines Weins?

Alkohol ist eine wichtige, bei trockenen Weinen sogar die entscheidende Komponente für einen vollen Körper. Hoher Alkoholgehalt ist nicht nur schmeckbar und sorgt für ein wärmendes Mundgefühl, sondern verändert auch die Textur des Weines am Gaumen. Einhergehend mit der Höhe des Alkohols steigt der Glyceringehalt, so dass wir den Wein als zunehmend dichter, fast schon dickflüssiger empfinden. Ab ca. 14% Vol. sind diese Attribute so deutlich ausgeprägt, dass wir von einem körperreichen Wein sprechen können – allerdings hat hier die Säure noch ein Wörtchen mitzureden, denn sie kann je nach Ausprägung unsere Wahrnehmung des Alkohols nivellieren.

Lässt der Körper einen Aufschluss über die Qualität des Weins zu?

Nein, denn der Körper ist nur ein Teil des grossen Ganzen und muss mit allen anderen Eigenschaften des Weines in Einklang spielen, um zu hochwertigem Trinkvergnügen beizutragen.

Es gibt z.B. sehr reizvolle Weine mit vollem Körper. Diese benötigen jedoch auch kräftige Aromaprofile und viel Struktur, sonst würden sie schnell plump wirken. Andere Weine begeistern uns durch ihr lebhaftes Zusammenspiel von filigranen Aromen und knackiger Säure. Ihre Stärke liegt in Frische und Leichtigkeit – also einem schlanken Körper.

Warum ist das Mundgefühl wichtig für die Weinbewertung?

Wein ist ein Genussmittel und all die faszinierenden Details rund um diese Materie sind einem entscheidenden Kriterium untergeordnet: Schmecken muss es. Und ob uns ein Wein mundet, ist ganz entscheidend von der Balance seiner Komponenten am Gaumen abhängig. Alkohol und/oder Zucker können einen Wein charmant wirken lassen, solange sie nicht uneingeschränkt dominieren – dann würden wir ihn als plump wahrnehmen. Säure und Tannin sorgen für Lebhaftigkeit im Wein – fehlen jedoch die charmanten Elemente, wirkt der Wein schnell hart. Daher ist das Mundgefühl, also die Balance, eines der wichtigsten Kriterien bei der Weinbewertung.

Wie kann man den Körper eines Weins besser erkennen?

Zucker, Säure, Alkohol und Tannin sind die Komponenten im Wein, welche die Fülle seines Körpers definieren. Es ist also entscheidend, zunächst diese Komponenten jeweils für sich alleine einzuordnen, dann ihr Zusammenspiel zu beobachten und daraus schliesslich die Einschätzung des Körpers abzuleiten. Dies ist natürlich leichter gesagt als getan, denn schnell wird man hierbei aufs Glatteis geführt. So sorgt eine hohe Säure beispielsweise dafür, dass wir den Zuckergehalt im Wein zunächst als weniger süss wahrnehmen – umgekehrt wirkt durch den Zucker die Säure weniger spitz und man ist geneigt, beides falsch einzuordnen. Am Ende helfen hier nur Übung und Expertise, sowie eine systematische Herangehensweise – alles integrale Bestandteile Ihres nächsten Weinkurses bei der Académie du Vin.

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