Was macht einen guten Wein aus?

Wenn ein Wein zum Zeitpunkt des Geniessens Trinkfreude bereitet, ist es ein guter Wein. Doch diese Wahrnehmung ist natürlich sehr subjektiv und oft nicht nur von der tatsächlichen Weinqualität, sondern auch von vielen anderen Eindrücken beeinflusst: Anlass, Umgebung, Begleitung, persönliche Stimmung, usw.

Darüber hinaus lässt sich die tatsächliche Qualität eines Weines aber auch objektiv und nachvollziehbar anhand von vier Kriterien beurteilen. Dabei ist es durchaus möglich, auch dann ein hohes Qualitätsurteil zu fällen, wenn ein Wein nicht den persönlichen Vorlieben entspricht. 

Lernen Sie im Video, wie Sie ganz einfach, fair und objektiv ein Qualitätsurteil fällen können.

FAQ

Wie viel kostet ein guter Wein?

Wer nicht gerade das berühmteste Etikett auf der Flasche haben muss und wem die Suche nach (noch) unentdeckten Trouvaillen nichts ausmacht, der kann hierzulande bereits ab 30 Franken komplexe, lagerfähige Weine finden, die das Potenzial haben, sich mit zunehmendem Alter positiv weiterzuentwickeln und den geduldigen Sammler auf eine höhere Genussebene zu heben. Spätestens ab einem Flaschenpreis von 50 Franken sollte jeder Wein – unabhängig von Herkunft und Namen –  dieses Potenzial aufweisen.

Welche Vorteile bringt mir die Beurteilung eines Weines nach objektiven Kriterien?

Einen Wein bewusst zu verkosten, aus seinen Eigenschaften objektive Rückschlüsse zu ziehen und diese dann in ein faires, nachvollziehbares Urteil zu verknüpfen, hat viele Vorteile. Zunächst schenken wir dem Wein erhöhte Aufmerksamkeit und kalibrieren dabei unsere Sinne. Wir lernen auch, uns klar und verständlich auszudrücken und unsere Aussagen zu begründen. Und nicht zuletzt klammern wir unsere persönlichen Vorlieben aus, so dass wir mitunter auch Weine positiv bewerten können, die nicht unserem persönlichen Geschmack entsprechen.

Diese Fähigkeit ermöglicht es auch Mitmenschen mit anderen Vorlieben individuelle Empfehlungen auszusprechen oder klare, präzise Feedbacks zu geben, die weit über “schmeckt mir / schmeckt mir nicht” hinausgehen. 

Wann spielt der individuelle Geschmack eine Rolle in der Beurteilung eines Weins?

Der persönliche Geschmack sollte grundsätzlich keine Rolle bei der objektiven Beurteilung eines Weines spielen. Eigene Vorlieben oder Abneigungen aussen vor zu lassen, ist für viele am Anfang die grösste Herausforderung beim objektiven Bewerten. Wenn Sie in der Lage sind zu sagen “Wein A ist von höherer Qualität als Wein B, trotzdem würde ich Wein B lieber trinken”, haben Sie den Weg zum unbefangenen Verkoster wahrlich gemeistert.

Welche vier Kriterien werden zur objektiven Beurteilung eines Weines herangezogen?

Intensität, Komplexität, Balance und Abgang sind vier Kriterien, die einen direkten Zusammenhang zum Handwerk des Winzers und damit zur Qualität seiner Arbeit  herstellen. So sind streng selektionierte, aromatische Trauben mit perfektem Reifegrad die Grundvoraussetzung für eine ausgeprägte Intensität und einen langen Abgang. Mit seiner Fähigkeit, die ideale Sorte für einen bestimmten Standort auszuwählen und nicht zuletzt mit viel Fingerspitzengefühl im Weinkeller, prägt der Winzer Komplexität und Balance eines Weines. 

Ausserdem wird anhand dieser vier Kriterien auch das Zusammenspiel verschiedener Eigenschaften eines Weines berücksichtigt. Es würde beispielsweise keinen Sinn machen, die Höhe der Säure für sich alleine als Qualitätskriterium anzusehen, da die Wahrnehmung der Säure auch entscheidend von anderen Komponenten wie Süsse, Alkohol und Aromen beeinflusst wird.

Muss ein guter Wein immer frei von Weinfehlern sein?

Grundsätzlich ja. Es gibt eine Vielzahl von Auslösern für Weinfehler und allesamt verursachen Fehlaromen, die bei entsprechender Ausprägung den meisten Weintrinkern als unangenehm erscheinen. Daher sieht man in der Regel auch davon ab, einen fehlerhaften Wein zu beurteilen – die Genuss-Beeinträchtigung ist schlichtweg zu gross. 

Allerdings gibt es bei diesem Thema auch gewisse Grauzonen. Während manche Weinfehler – allen voran der berühmte Korkton – per se zur ‘Disqualifikation’ führen, werden andere vermeintliche Fehltöne mitunter toleriert. Prominentes Beispiel hierfür ist eine Kontaminierung mit Brettanomyces-Hefen (“Brett”): In hoher Ausprägung verursacht diese den vielzitierten Duft von ‘Pferdeschweiss’ – bei geringer Ausprägung vertreten viele Geniesser aber den Standpunkt “ein bisschen Brett ist nett”. Auch im aktuell stark wachsenden Segment der Naturweine werden oftmals gewisse Weinfehler nach dem Prinzip der ‘Minimalen Einflussnahme’ nicht korrigiert, was allgemeinhin grosse Akzeptanz findet.

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