Was sagen Weinetiketten über die Herstellung aus?

Die Informationsfülle auf manchen Weinetiketten kann verwirren – dabei kommt es nur auf drei einfache Hauptfragen an: Wer erzeugt was und wo? Im ersten von drei Artikeln zum Thema Weinetikett widmen wir uns dem Wer – also dem Produzenten.

Wer hat den Wein erzeugt? Diese Information sollte für Sie immer an erster Stelle stehen. Denn egal, wie gut die Rebsorte, das Klima oder der Boden sind – nur ein erfahrener Winzer bringt das Terroir perfekt in die Flasche. Deshalb gilt: Wenn Sie guten Wein trinken wollen, kaufen Sie ihn nur von guten Erzeugern. Ein einfacher Wein eines Top-Winzers ist oft die bessere Wahl als der teuerste Tropfen eines durchschnittlichen Herstellers.

Die Frage nach dem Wer? lässt sich leicht beantworten. Erstens ist diese Angabe verpflichtend, und zweitens stellen sich viele Produzenten gern auf dem Etikett in den Vordergrund.

Drei Arten von Produzenten, die auf dem Weinetikett erscheinen können

1. Der Winzer

Stehen Begriffe wie Weingut, Château, Domaine oder Azienda Agricola auf dem Etikett, handelt es sich um einen einzelnen Betrieb. Dies bedeutet, dass alle Entscheidungen im Weinberg und im Keller in Eigenregie getroffen werden und damit eine gutseigene Philosophie verfolgt wird.

Dies ist an sich noch keine Güte-Garantie, jedoch ist es unabhängigen Betrieben möglich, individuelle Strategien zu wählen und qualitätsfördernde Massnahmen kompromisslos umzusetzen.

2. Die Genossenschaft

Eine Genossenschaftskellerei gehört mehreren Winzern, die ihr Traubengut zur Erntezeit dort abliefern, wo es gemeinsam verarbeitet wird.

Einige Weinregionen sind traditionell genossenschaftlich organisiert. Dazu gehören in der Schweiz das Wallis, in Deutschland Baden, in Frankreich das Elsass oder auch weite Teile des Bordeaux.

Viele Genossenschaften produzieren Wein in grossen Mengen und solider bis guter Qualität. Es gibt aber auch exzellente Erzeuger. Beispiele dafür sind die Domäne Wachau in Niederösterreich oder Nicolas Feuillatte in der Champagne.
Dass alle Entscheidungen abgestimmt und im Sinne der Mehrheit der Genossenschaftsmitglieder getroffen werden müssen, kann jedoch ein Hemmschuh für die qualitative Entwicklung sein.

3. Der Händler/die Marke

Ein Händler kauft entweder Trauben oder Most (die er selbst vinifiziert, ausbaut und abfüllt), Jungweine (die er ausbaut und abfüllt) oder sogar fertige Weine (die er lediglich verschneidet, abfüllt und vermarktet). Häufig erscheint auf dem Etikett eine Marke statt des Händlernamens, z. B. Jacob’s Creek oder Mouton-Cadet.

Der Händler hat zwar bedingt Einfluss auf die Güte seiner zugekauften Ware. Jedoch gilt es zu bedenken, dass ein erfolgreicher Topwinzer natürlich niemals seine Premium-Erzeugnisse einem Händler für dessen Eigenabfüllungen zur Verfügung stellt.

Komplex wie die Region: Der Produzent im Burgund

Besonders kompliziert ist die Situation im Burgund. Hier ist es durchaus üblich, dass ein Produzent eigene Reben besitzt und gleichzeitig mit Wein handelt. Am Etikett sind diese Nuancen für Laien oft schwer zu erkennen. Als Beispiel hier drei Labels von Louis Jadot. Seine Rolle ist bei jedem Wein unterschiedlich:

«Domaine Louis Jadot»: Bei diesem Beispiel gehören die Rebberge Louis Jadot selbst. Am Etikett deuten zwei Hinweise darauf: Zum einen der Name Domaine Louis Jadot und zum anderen der Zusatz «récolté, vinifié et mis en bouteilles». Das bedeutet, dass der gesamte Prozess vom Weinberg bis zur Flasche in einer Hand liegt.

«Louis Jadot» (ohne «Domaine»): Der Zusatz «vinifié, élevé et mis en bouteilles…» heisst, dass Louis Jadot hier von fremden Winzern Trauben gekauft, vinifiziert und dann abgefüllt hat.

«Élevé et mis en bouteilles…»: Das bedeutet, dass für diesen Wein fertig vergorene Jungweine von verschiedenen Winzern zugekauft, ausgebaut, verschnitten und abgefüllt wurden.

Klar aber gut versteckt: Die Champagner-Produzenten

In der Champagne gibt ein Code auf der Flasche Auskunft darüber, wer den Wein hergestellt hat. Besonders verbreitet sind die grossen Markenchampagner, die das Kürzel NM tragen.

  • RM → Récoltant Manipulant: Winzerchampagner
  • CM → Coopérative Manipulante: Champagner einer Genossenschaft
  • NM →Négociant Manipulant: Markenchampagner

Häufige Fragen zu Produzenten auf Weinetiketten

Wie lese ich ein Weinetikett?

Sorte, Herkunft, Jahrgang, Winzer, Alkoholgehalt, Prädikate… ein Weinetikett strotzt oft vor Informationen. Doch ohne begleitendes Wissen kann sich eine Etikette auch schnell als Buch mit sieben Siegeln präsentieren.

Schlussendlich wird vom Genussmenschen erwartet, alle dargestellten Informationen einordnen zu können. Wer über Fachwissen zu Charaktereigenschaften von Rebsorten, regionalen Begebenheiten in der Ursprungszone, Reifungspotenzial etc. verfügt, kann den Weinstil oft sehr präzise ablesen.

Beginnen Sie Ihre Reise damit, jede Etiketteninformation nach ihren Hintergründen zu untersuchen – oder besuche einen Kurs an der Académie du Vin. Im WSET Level 2 Lehrgang lernst du, Etiketten nicht nur zu verstehen, sondern auch richtig zu interpretieren.

Was verrät ein Jahrgang auf der Weinetikette?

Anhand des Jahrgangs wissen wir, wie alt der Wein in der Flasche ist. Das Alter zu kennen ist wichtig, denn jeder Wein hat seinen idealen Genuss-Zeitpunkt. Diesen sollte man natürlich kennen, um aus dem Jahrgang die richtigen Schlüsse ziehen zu können.

Was ist auf einem Weinetikett Pflicht?

Die für uns Konsumenten wichtigsten Pflichtangaben sind mit Sicherheit der Alkoholgehalt und die geografische Herkunft. Aus diesen Informationen lassen sich bedingt Rückschlüsse auf die Güte des Inhaltes ziehen. Interessanterweise sind aber viele weitere, stilbeschreibende Angaben optional – z.B. Jahrgang und Rebsorte. Die meisten Pflichtangaben wie Füllmenge, Ort der Abfüllung, amtliche Prüfnummern, Zusatz von Schwefel, dienen dazu, Wein als standardisierte Handelsware verkehrsfähig zu machen.

Welche drei Kriterien sind auf dem Etikett am wichtigsten?

Aus Sicht des Genussmenschen und um den Weinstil ableiten zu können, sind sicher die verwendete Rebsorte, der geografische Ursprung und der Name des Erzeugers die wichtigsten Angaben auf einem Weinetikett.

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