Wie wird Rosé hergestellt?

Von zart-lachsfarben bis tiefem Rosa: Rosé begeistert mit seiner Vielfalt und Leichtigkeit – erfahre, wie dieser einzigartige Wein entsteht und warum er so beliebt ist.

Rosé ist ein fruchtiger, tanninfreier Rotwein mit wenig Farbe. Dass es überhaupt Roséweine gibt, liegt an einer Besonderheit (fast) aller Rotweintrauben: Ihr Fruchtfleisch ist farblos.

Warum ist Rosé rosa?

Die Farbstoffe, sogenannte «Anthocyane», finden sich ausschliesslich in den Beerenschalen. Wenn ein Winzer die blauen Trauben sofort abpresst (wobei die Häute vom Saft getrennt werden), entsteht ein weisser Most. Je länger der Most in Kontakt mit den Traubenhäuten bleibt, desto mehr Farbe nimmt er an – von einem zarten rosa Schimmer bis hin zu undurchsichtigem Purpurrot.

Je intensiver die Farbe, desto länger war der Kontakt mit den Traubenschalen. Zudem beeinflusst die Rebsorte die Farbe des Roséweins erheblich.

Darum ist Rosé so beliebt

Roséweine sind besonders beliebt, weil sie kein Tannin enthalten. Das gilt auch für dunkle Roséweine wie den Bordeaux Clairet, die 12 bis 24 Stunden Maischekontakt haben. Die Erklärung dafür ist einfach: Farbe ist wasserlöslich und wird durch die Wärme der Gärung ausgelaugt. Tannin hingegen löst sich besser in Alkohol, der zu Beginn der Gärung noch kaum vorhanden ist. Daher wird nur wenig Tannin aus den Schalen in den Most übertragen.

Diese fünf Wege führen zum Rosé:

  1. Direktpressung
  2. Kurzer Maischekontakt
  3. Saignée-Methode
  4. Färben von Weisswein mit Rotwein
  5. Sonderfall Schiller-Weine

1. Direktpressung

Bei dieser Methode entsteht ein sehr hellfarbiger Rosé, etwa wie der «Dôle Blanche» oder «White Zin». Die blauen Trauben kommen oft zusammen mit den Stielen auf die Presse, wo sie schonend abgepresst werden. Der kurze Kontakt mit den Schalen in den grossen Horizontalpressen gibt dem Most seine blasse Farbe. In den USA nennt man diese Weine übrigens «Blush-Wines» – von to blush = sanft erröten.

2. Kurze Maischestandzeit

Die meisten Roséweine entstehen durch eine abgekürzte Rotweingärung. Die Trauben werden abgebeert, gemahlen und die «Maische» – das Gemisch aus Saft, Häuten und Kernen – kommt in einen Gärtank. Sobald die Gärung beginnt, wird die Temperatur im Most höher und die Farbstoffe werden aus den Schalen herausgelöst. Nach kurzer Zeit (meist etwa nach vier bis sechs Stunden) wird der rosa gefärbte Vorlaufwein von den Schalen abgezogen und wie ein Weisswein weiter vergoren. In Frankreich nennt man solche Weine oft «Rosé d’une Nuit», weil die Gärung in der Nacht erfolgt. Der Winzer lässt den Most nur wenige Stunden ungestört, bevor er den Wein abzieht.

3. «Saignée»-Methode

Die Saignée-Methode ist eine Abzweigung bei der Herstellung von Rotwein. Kurz nach Beginn der Gärung wird ein Teil des Mostes – bis zu 20 Prozent sind nicht unüblich – von der Rotweinmaische getrennt. Dadurch wird das Verhältnis von Traubenschalen gegenüber der Flüssigkeit im Tank erhöht und die Inhaltsstoffen aus den Schalen (Tannine und Farbe) kommen stärker im Wein zum Tragen. Der abgelassene Most ist natürlich kein Abfall, sondern wird wie ein Weisswein weitervergoren und ergibt einen kräftigen Rosé. Diese Methode wird häufig in klassischen Rotweingebieten wie Bordeaux oder Südwestfrankreich angewendet. «Saignée» bedeutet übrigens «Aderlass», weil der gärende Most aus dem Rotweintank abgelassen wird.

4. Färben von Weisswein mit Rotwein

Dies wäre mit Abstand die bequemste und auch preisgünstigste Variante, einen Rosé zu keltern. Allerdings darf ein auf diese Weise entstandener Wein in der EU nicht als Rosé gehandelt werden – mit einer Ausnahme: Rosé-Champagner und andere Rosé-Schaumweine dürfen durch Zugabe von Rotwein gefärbt werden. Oft geschieht dies zusammen mit der Zugabe der Dosage. 

Dass das Einfärben von Weisswein in der Kategorie Rosé verboten wurde, liegt vor allem an den Winzern der Provence, die sich vehement gegen eine Gesetzesänderung wehrten, die diese Methode 2010 erlaubt hätte. Die Winzerverbände befürchteten, dass der Ruf des Roséweins dadurch Schaden nehmen könnte.

5. Sonderfall Schiller-Weine

Der berühmte «Churer Schiller» ist ein Sonderfall der Weinbereitung. Schiller wird aus weissen und blauen Trauben erzeugt, die gemeinsam eingemaischt und vergoren werden. Je nach Anteil der blauen Trauben – die überwiegen müssen – kriegt der Wein dann mehr oder weniger Farbe.

Alle Trauben für den Schiller müssen übrigens gleichzeitig in demselben Rebberg geerntet werden. Das gilt nicht nur für den Churer-, sondern auch für andere Schiller-Weine. Auch in anderen EU-Weinbauländern entstehen rosafarbene Weine durch das Mischen von Weiss- und Rotwein, z.B. in Deutschland, wo diese Kategorie dann unter der Bezeichnung ‹Rotling› gehandelt wird. Ausserhalb der EU steht es Winzerinnen und Winzern frei, für diese Weine den Begriff Rosé zu verwenden.

Rotwein entfärben

Es gibt theoretisch noch eine sechste Methode, einen rosafarbenen Wein herzustellen. Der Winzer kann einen roten Jungwein erst mittels Schönung vom Tannin befreien und ihm dann anschliessend mit einer Aktivkohle-Filterung auch noch einen Teil der Farbe nehmen. Dass so kein hochwertiger Wein entstehen kann, liegt aber auf der Hand.

Drei Tipps für den Rosé-Genuss:

Rosé am besten kühl geniessen

Kühle Temperaturen betonen die Frische und lassen den Wein leichter wirken. Besonders bei Roséweinen mit etwas Restzucker bleibt die leichte Süsse unaufdringlich und angenehm.

Darum wird für Rosé Weissglas verwendet

Wie du nur schon an den Bildern auf dieser Seite siehst, wird heute ein grosser Teil der Roséweine in Weissglasflaschen abgefüllt. Ähnlich wie bei goldgelben Süssweinen soll so die attraktive Farbe nach aussen getragen werden. Ein Sieg von Marketing über Vernunft, denn für den Wein ist Licht schädlich. Weine in Weissglasflaschen können schon nach wenigen Tagen am Tages- oder Kunstlicht Fehltöne entwickeln. Deshalb unser Tipp: Kaufe nie Rosé, der mit Weissglasflasche voll exponiert im Schaufenster steht. Lass dir die Flaschen besser aus einem Karton heraus geben!

Rosé lieber nicht lagern

Roséweine trinkt man am besten jung, innerhalb von 1-2 Jahren nach der Abfüllung. Die meisten Vertreter dieser Gattung zeichnen sich durch frische und jugendliche Fruchtaromen aus und haben kein Reifepotenzial. Natürlich gibt es auch Ausnahmen von dieser Regel. Manche Roséweine kommen mit dichter Aromenkonzentration und einer gewissen Struktur daher, sodass sie den Test der Zeit nicht nur besser bestehen, sondern sich im Alter auch positiv weiterentwickeln können. Dazu gehören z.B. Weine aus der AOC Tavel. 

 

Häufige Fragen

Was ist der Unterschied zwischen Rotwein und Rosé?

Natürlich zunächst einmal die Farbe, denn der Rotwein bleibt bis zum Abschluss seiner Gärung (und oft auch darüber hinaus) in Kontakt mit den Schalen und erhält dadurch die tiefere Einfärbung. Rotwein lebt im Gegensatz zu Rosé nicht ausschliesslich von frischen Fruchtaromen, sondern erhält durch seine Machart auch kräutrige und würzige Noten. Ausserdem werden beim Rotwein die Tannine aus den Traubenschalen ausgelaugt, die wir am Gaumen als pelzig wahrnehmen. Ein gut gemachter Rotwein zeigt also mehr Komplexität, Struktur und Lagerpotenzial. Ein Rosé hingegen überzeugt mit jugendlicher Frische.

Was macht einen guten Rosé aus?

Ein typischer Rosé (die wenigen lagerfähigen Vertreter dieser Weingattung klammern wir hier einmal aus) sollte für erfrischendes Trinkvergnügen stehen. Klaren, intensiven, jugendlichen Fruchtaromen steht im Idealfall eine knackige Säure gegenüber. Besonders bei guter Kühlung entfaltet sich so der leichtfüssige Charakter des Weines am besten und es entsteht ein animierender Trinkfluss.

Welche Trauben werden für Roséwein verwendet?

In der EU und der Schweiz dürfen ausschliesslich blaue Trauben für die Erzeugung von Rosé verwendet werden. Die Sortenwahl steht dem Winzer grundsätzlich frei. Je nach Region haben sich im Laufe der Zeit aber gewisse Favoriten herauskristallisiert: Hierzulande bevorzugen viele Winzer den Pinot Noir, in Südfrankreich sind es die Sorten Grenache und Cinsault, an der Loire setzt man auf Cabernet Franc…

Wie entsteht Rosé-Schaumwein?

Grundsätzlich kann ein Rosé-Schaumwein mit der Hilfe gängiger Rosé-Herstellungsmethoden erzeugt werden – also aus blauen Trauben und durch nur kurzen Schalenkontakt vor bzw. während der Gärung. Als Sonderfall darf beim Schaumwein aber auch Weisswein mit Rotwein gemischt und trotzdem noch die Bezeichnung Rosé verwendet werden. Letzteres ist beim Stillwein in der EU und der Schweiz verboten.

Was ist der Unterschied zwischen Rosé und Rotling?

In der EU und der Schweiz besagt die gesetzliche Vorschrift, dass ein Rosé ausschliesslich aus blauen Trauben hergestellt werden muss. Beim Mischen von Weisswein mit Rotwein darf das rosafarbene Resultat nicht mehr als Rosé gehandelt werden und wird durch eine alternative Bezeichnung gekennzeichnet. Im deutschsprachigen Raum ist Rotling eine gängige Bezeichnung für diesen Weinstil. 

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